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Narco News Issue #40

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Eine Antwort auf die Gewalt gegen Atenco aus Chiapas

Der Kampf der Anhänger der Anderen Kampagne gegen die Invasion ihrer ländlichen Gemeinden wird durch eine Demonstration und Andere Aktionen in San Cristóbal unterstützt


Von Giovanni Proiettis
Der Andere Journalismus an der Seite der Anderen Kampagne in Chiapas

4. Mai 2006

SAN CRISTÓBAL DE LAS CASAS, CHIAPAS: Eine Reaktion aus Chiapas auf die Ereignisse in San Salvador Atenco ließ nicht lange auf sich warten. Nach den brutalen Übergriffen durch die Polizei, die zum Tod eines Jugendlichen, dutzenden Schwerverletzten und rund hundert Verhaftungen führten, demonstrierten am Donnerstag Anhänger der Anderen Kampagne auf der Piazza der Kathedrale von San Cristóbal de las Casas, der von den zapatistischen Gemeinden aus nächstgelegenen Stadt. Organisiert wurde die Demonstration von Anhängern der Anderen Kampagne, die sich „Anderes Jovel“ nennen – nach dem indigenen Namen der Stadt.

In einer an die Öffentlichkeit und die Presse gerichteten Stellungnahme spricht die Gruppe von gewaltsamen Aktionen gegen die Einwohner von San Salvador Atenco, die der Reihe systematischer Angriffe gegen die Bevölkerung hinzugefügt wurden – beginnend im Jahr 2002 mit dem Versuch der Bundesregierung einen internationalen Flughafen zu errichten.

Vor 4 Jahren zogen die Macheten Atencos die Aufmerksamkeit der internationalen Presse auf sich, (als die Bewohner der Stadt den Bau eines Flughafens in Texcoco verhindern konnten). Für das Projekt sollten 4,500 Hektar bebauten Landes für die lächerliche Entschädigung von 6 Peso (rund 55 Cent) pro Quadratmeter enteignet werden.

Seitdem sind die Bauern von San Salvador Atenco zu einem lebenden Symbol für die Kämpfe der einfachen Bevölkerung geworden. Sie haben eine autonome Gemeinde aufgebaut und ihre Beziehungen zu den Zapatisten vertieft, indem sie sich der Anderen Kampagne angeschlossen haben. Die Regierungen des Bundes und des Staates haben ihnen dies nie verziehen und heute ihrer Aggression freien Lauf gelassen.

Am 1. Mai stellten die Leute aus Atenco Subcomandante Marcos einen Geleitschutz für die große Demonstration dieses Tages und zogen damit erneut die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Ein Grund mehr für die Oberen, sie zu bestrafen.

Das widerwärtigste in dieser kritischen Situation nur zwei Monate vor den Wahlen am 2. Juli ist das Verhalten der Massenmedien – gedruckte wie elektronische – welche die Bauern von Atenco als „isolierte, gewalttätige Minderheit“ proträtieren. Die Medien brandmarken die Solidarität der Bauern zu den Blumenverkäufern von Texcoco als einen „kriminellen Plan“ und fordern eine harte Hand gegen diese Leute, wobei sie den Mord an einem Jungen durch die Polizei ignorieren.

Javier Cortés Santiago, 14, wurde von einem Tränengaskanister getötet, der ihm gegen die Brust geschossen wurde. Ein weiterer, sechzehnjähriger Junge befindet sich laut Nachrichtenangaben ebenfalls in einer kritischen gesundheitlichen Lage. Außerdem gibt es viele schwer verletzte Bauern und Polizisten.

Hinter diesem Angriff steckte die nun klar erkennbare Absicht, die Volksfront zur Verteidigung des Landes durch die Verhaftung ihres Anführers Ignacio del Valle zu schwächen. Dieser drängte bis zur letzten Minute auf einen Dialog, was die Behörden jedoch provokativ ausschlossen. Vor seiner Verhaftung wurde er noch brutal zusammengeschlagen. Dutzende von anderen Bauern aus Atenco und Umgebung wurden gemeinsam mit Ignaco del Valle verhaftet, schuldig des Widerstands gegen die Aggression der Polzei. Nicht ein mal die Reporter der regierungstreuen Medien waren vor dem Wüten der Polizisten sicher.

Die Verantwortung für diesen Angriff tragen Nazario Gutiérrez, der Bürgermeister von Texcoco (Partei der demokratischen Revolution, PRD), der Gouverneur des Bundesstaates Mexiko, Enrique Peña Nieto (Partei der institutionalisierten Revolution, PRI), sowie die Regierung des Präsidenten Vicente Fox (Partei der nationalen Aktion, PAN).

Als Delegado Zero von diesen Ereignissen erfuhr, unterbrach er die andere Kampagne und kündigte die Alarmstufe Rot und die Abschottung der fünf Caracoles (Basisgemeinden der Zapatisten in Chiapas) an. Damit erklärte er den Gemeindebauern von Atenco die Solidarität der Zapatisten und lud alle alle Anhänger der Anderen Kampagne dazu ein, gegen diesen neuen Fall staatlicher Gewalt zu kämpfen.

Während ihrer Demonstration forderten die Mitglieder des „Anderen Jovel“

  • ein Ende der Aggressionen gegen die Bevölkerung von San Salvador Atenco.
  • die sofortige Freilassung der Männer und Frauen, die zu Unrecht eingesperrt wurden, und den Abzug der Einsatzkräfte der Regierung.
  • dass die kommerziellen Medien aufhören uns mit ihren Desinformations-Strategien zu manipulieren, und stattdessen unser Recht respektieren auf wahrheitsgemäße Berichterstattung, unter Berücksichtigung der Hintergründe.
  • dass die nationale und internationale Zivilgesellschaft ihre Solidarität mit den Leuten aus San Salvador Atenco durch friedliche Aktionen zum Ausdruck bringt.

Eines kurzfristig anberaumte Versammlung von rund 100 Anhängern der Anderen Kampagne – die meisten davon junge Leute und Studenten – diskutierte auf der Piazza der Kathedrale in San Cristóbal, trotz Regen, welche Formen der Widerstand annehmen soll: Straßenblockaden, eine Informationskampagne gerichtet an die lokalen Medien und die Zivilgesellschaft oder Bürgermärsche, unter Einbeziehung der gesamten Bevölkerung.

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