English | Español | Portugués | Italiano | Français | Deutsch | Nederlands | August 15, 2018 | Issue #41 | |||
Sie befahlen mir meinen Kopf in ein „Becken voll Blut“ zu legenEin Brief von Valentina Palma, Chilenische Anthropologie Studentin und Filmemacherin die geschlagen, gefoltert und ausgewiesen wurde, nach den Gewalttaten in AtencoVon Valentina Palma Novoa12. Mai 2006 MeinName ist Valentina Palma Novoa. Ich bin 30 Jahre alt und habe die letzten 11 Jahre meines Lebens in Mexiko verbracht. Ich bin Studentin an der Nationalen Schule für Anthropologie und Geschichte und studiere aktuell Filmwissenschaften am Center für filmwissenschaftliche Studien im achten Semester. Ich habe ein FM 3 Studentenvisum. Ich möchte gerne die Erlebnisse mit euch teilen, von denen ich Zeugin wurde bei den gewltsamen Übergriffen die in San Salvador Atenco stattfanden, am Donnerstag den 4 Mai 2006, und die in meiner ungerechten und willkürlichen Ausweisung aus dem Land führten. 1.- Am Mittwoch, dem 3. Mai, nachdem ich die Nachrichten gesehen hatte und von dem Tod eines 14 Jahre alten Jungen erfahren hatte, war ich so bewegt von dem Tod dieses Kindes, dass ich, als Anthropologin und Filmemacherin, beschloss, nach San Salvador Atenco zu gehen um die Situation einschätzen zu können. Ich verbrachte eine Nacht in der Stadt, dokumentierte die Wachposten die in der Stadt aufgestellt worden waren und interviewte die Wächter. Es war kalt. Ich ging näher an die kleinen Feuer heran, welche die Leute gemacht hatten und machte weiterhin Fotos. Die Morgendämmerung kündigte den neuen Tag an: Donnerstag, den 4. Mai.
Ich ging in zu den Wachposten, wo die Farmer in Richtung der Polizisten guckten die man in der Ferne sehen konnte. Ich zoomte mit meiner Kamera näher ran. Ich sah, dass es viele von ihnen waren, von ihren Schildern verdeckt, mit kleinen, kaum erkennbaren Schritten näherrückend. Ich hatte Angst. Es waren so viele von ihnen, schwer bewaffnet, während die Bauern nur wenige waren und unbewaffnet. Durch den Bildschirm meiner Kamera sah ich einen der Polizisten zielen und ein Geschoss auf uns feuern; als es neben mir landete konnte ich riechen und fühlen, dass es Tränengas war. Schneller und schneller begann das Tränengas den Geruch von dem frischgebackenen Brot zu überdecken und die schmale Allee verwandelte sich in ein Schlachtfeld. Man konnte die Luft nicht mehr einatmen und ich ging zum Platz als die Kirchenglocken begannen noch lauter zu läuten. An den Enden vieler Straßen konnte ich die Polizisten näher kommen sehen. Der kleine Widerstand den es von den Bauern gab verschwand angesichts der Angriffe, welche die Polizei gegen die Leute startete. Ich machte meine Kamera aus und rannte so schnell ich konnte, wie alle anderen. Gegenüber der Kirche gab es ein öffentliches Gebäude dessen Türen offen standen. Ich ging hinein um zu warten bis die Turbulenzen vorüber waren. Dort waren zwei junge Männer die ebenfalls hofften sich hier vor Attacken schützen zu können. Wir 3 sahen einander ins Gesicht, beunruhigt und ängstlich. Vorsichtig guckte ich raus und sah 5 Polizeibeamte die, frei von jedem Mitgefühl, einen alten Mann der auf dem Boden lag traten und mit Stöcken schlugen. Ich bekam noch mehr Angst. Ich ging wieder rein und sagte den zwei Männer, dass wir einen besseren Platz zum verstecken bräuchten; wo wir waren war es zu öffentlich. Wir gingen aufs Dach, was ein Fehler war, legten uns auf den Rücken und sahen uns die Hubschrauber an, die wie Hornissen durch die Luft brummten während die Geräusche von Schüssen sich unter die Stadtgeräusche mischte. „Kommt vom Dach runter, ihr Bastarde“ rief eine agressive Stimme.
Ich kam langsam vom Dach runter, terrorisiert von den Bilder wie die Jungs geschlagen wurden in meinem Kopf. Zwei Polizisten hielten mich fest und stoßen mich vorwärts, während andere mich mit ihren Knüppeln gegen die Brust, den Rücken und die Beine schlugen. Meine Schmerzensschreie wurden stärker als ich jemanden nach meinem Namen für die Gefangenenliste fragen hörte. Ich antwortete, „Valentina…Valentina Palma Novoa,“ während ein Polizist mir befahl de Mund zu halten und ein anderer mir gegen die Brust schlug. Eine Männerstimme befahl den Polizisten mich mit ihren Schildern zu bedecken damit die Leute nicht sehen konnten, wie schlimm sie mich geschlagen hatten. Sie hielten auf der einen Seite der Kirche an und befahlen mir mich den anderen Gefangenen anzuschließen, dann zwangen sie mich niederzuknien und meine Hände hinter den Kopf zu tun. Sie schlugen uns weiterhin. Mein Handy klingelte und eine Stimme befahl mir meine Tasche auszuleeren. In dem Moment wurde ich von meiner Videokamera, meinem Handy und meiner kleinen Geldbörse getrennt in der sich meine ID- Karte und 50 Peso befanden. Sie zogen mich an den Haaren hoch und sagten „Geh auf den Laster, Schlampe.“ Ich konnte mich kaum bewegen aber sie forderten von mir mich unglaublich schnell zu bewegen. Sie stießen mich auf einen Haufen verwundeter und blutender Körper und befahlen mir meinen Kopf in ein Becken voll Blut zu legen. Ich wollte meinen Kopf nicht in dieses Blut legen aber der schwarze Stiefel eines Polizisten ließ mir keine andere Wahl. Der Truck startete und setzte sich in Bewegung. Während der Fahrt wurde ich von den Händen vieler Polizisten begrapscht. Ich schloss meine Augen und biss die Zähne zusammen, in der Hoffnung, dass das schlimmste nicht passieren würde. Meine Hose war heruntergezogen als der Lastwagen anhielt und mir befohlen wurde auszusteigen. Ungeschickt kletterte ich vom Laster runter und eine Polizistin sagte „Überlasst diese Schlampe mir,“ und schlug mir dann mit beiden Händen auf die Ohren. Ich fiel hin und zwei Polizisten führten mich durch eine Reihe von Polizisten die mich und die anderen traten als wir uns einem Bus näherten. Im Bus fragte mich eine andere Polizistin nach meinem Namen, während zwei Polizisten mir heftig an die Brüste fassten und mich dann auf den Körper eines alten Mannes warfen, dessen Gesicht eine einzige Blutkruste war. Der alte Mann schrie vor Schmerzen auf als ich mit meinem ganzen Gewicht auf seinem Körper landete. Ich versuchte mich zu bewegen aber ein Tritt in den Rücken stoppte mich. Mein eigener Schrei ließ den alten Mann ebenfalls aufschreien, um Gottes Gnade flehen. Eine Frauenstimme befahl mir ganz nach hinten in den Bus zu gehen. Ich tat was sie sagte; von dort konnte ich die blutigen Gesichter der anderen Gefangenen sehen und die Blutspritzer auf dem Boden. Obwohl ich nicht blutete waren meine Hände und Klamotten mit Blut bespritzt, dem Blut der anderen Gefangenen. Ich bewegte mich nicht, hörte nur das Stöhnen der Körper neben mir und die Schreie von immer mehr Gefangenen die zum Bus gebracht, nach ihren Namen gefragt, und geschlagen wurden. Ich weiß nicht wie viel Zeit verging bevor der Bus seine Türen schloss und losfuhr. Die Fahrt dauerte zwei bis drei Stunden. Die Quälerei begann von vorne und egal wie klein die Bewegung war die man machte, sie rief weitere Schmerzen hervor. Ich schloss meine Augen und versuchte zu schlafen aber das stöhnen des alten Mannes neben mir hielt mich wach. Der alte Mann sagte „Mein Bein, mein Bein…Gott, hab Gnade, bitte sei gnädig!“ Ich schluchzte bitterlich. Ich dachte der Mann neben mir würde sterben. Ich bewegte meine Hand, versuchte ihn zu berühren um ihn ein bisschen zu beruhigen. Ein Schlagstock näherte sich meiner Hand aber mit einer Geste zum Polizisten bat ich ihn mich gewähren zu lassen und er schlug mich nicht. Ich versuchte dem Mann ein bisschen Liebe zu schenken indem ich sein Bein streichelte und er wurde für ein paar Momente still. Ich fragte ihn nach seinem Namen und er antwortete „Wenn ich sterbe weine bitte nicht; mach stattdessen eine Party.“ Ich weinte leise, fühlte mich allein in der Gesellschaft der vielen anderen Geschlagenen Körper und dachte an das schlimmste – sie würden uns wer weiß wohin bringen und uns umbringen; sodass wir verschwunden wären. Für einen Moment schlief ich ein. Aber der Geruch von Blut und Tod weckte mich auf. Meine Augen öffnend sah ich die Mauern eines Gefängnisses. Der Bus hielt an und eine Stimme befahl uns durch die Hintertür auszusteigen. Sie befahlen mir aufzustehen und als sich die Tür öffnete schaute ich mit meinem unbedeckten, verweinten Gesicht auf eine Reihe Polizisten. Ich fühlte eine weitere Welle von Angst. Von draußen wurde uns befohlen den Bus mit verdeckten Gesichtern zu verlassen. Ein Polizist bedeckte meinen Kopf mit meiner Jacke und die Türen öffneten sich wieder. Aus dem Bus raus packte mich ein Polizist mit einer Hand an de Hose und hielt mit der anderen Hand meinen Kopf unten. Die Polizisten die in Reihe standen begannen mich zu treten und alle anderen Gefangenen die in einer Linie hinter mir gingen. Die Gefängnistüren öffneten sich und wir wurden durch enge Gänge bewegt während sie uns schlugen und traten. Bevor wir am Registrations- Schreibtisch ankamen machte ich den Fehler meinen Kopf zu heben und einem der Polizisten in die Augen zu sehen. Dieser antwortete darauf mit einem harten Schlag in den Magen der mir für einige Momente die Luft raubte. An dem Schreibtisch wurde ich nach meinem Namen, Alter, Nationalität gefragt woraufhin sie mich in einen kleinen Raum brachten in dem eine fette Frau mir befahl alle Kleidung abzulegen. Als sie meine ungelenkigen, langsamen Bewegungen sah, die Folge der Schläge die ich erhalten hatte, forderte sie mich auf mich zu beeilen. „Señora, ich wurde schlimm geschlagen, bitte haben sie etwas Geduld,“ sagte ich. Sie durchsuchte mich. Ich zog mich wieder an und legte die Jacke über meinen Kopf. Ich verließ den Raum und sie befahlen uns eine Frauenreihe zu bilden, und mit gesenkten Köpfen in den Innenhof des Gefängnisses zu gehen, der wie ich später herausfinden sollte zum „Almoloyita“- Gefängnis in der Stadt Toluca gehörte. Es muss ungefähr 14:00 Uhr am Donnerstag, den 4. Mai gewesen sein. Sie brachten uns in die Cafeteria und trennten Männer und Frauen. In einer Ecke, unter schluchzen, begannen wir uns von den Missbräuchen und Beschimpfungen zu erzählen von welchen wir Opfer wurden. Eine junge Frau zeigte mir ihre zerrissene Unterwäsche und ihre offene, blutige Wunde am Kopf. Eine andere erzählte mir wie sie zwischen zwei Trucks gezogen wurde, geschlagen und vergewaltigt wurde und wie sie mit den Worten „Wir werden dich umbringen, Hure,“ bedroht wurde. Eine andere junge Frau erzählte mir, dass sie vielleicht schwanger sei. Die ganze Zeit schluchzten wir und hielten solidarisch an den Händen. Der geschockte Zustand der Frauen war offensichtlich. Vor uns sprachen die Männer miteinander während wir ihre blutigen und deformierten Gesichter betrachteten, die das Ergebnis der brutalen Schläge waren. Eine Frau näherte sich uns begann einige Namen aufzusagen und bat die Genannten aufzustehen und sich von der Gruppe zu trennen. Es waren vier von uns: Christina, María, Samantha und ich, Valentina. Dann kam eine fünfte Person hinzu: Mario. Wir waren die fünf Ausländer die eingesperrt wurden. Ein Mann kam, von dem ich glaube, dass es der Direktor war, und sagte uns, dass wir jetzt sicher seien, dass uns niemand wehr etwas tun würde und, dass das was vor dem Betreten des Gefängnis geschehen war nichts mit ihm zu tun hatte. Als ob wir im Gefängnis nicht geschlagen wurden! Wir fragten ob wir telefonieren könnten, aber unsere Bitte wurde abgewiesen. Währenddessen wurden die sichtbar verletzten Gefangenen in das medizinische Zentrum des Gefängnis’ gebracht. Das waren nicht bloß ein oder 2 Gefangene; von den hunderten inhaftierten Leuten waren bestimmt rund 40 ernsthaft verwundet. Einer der ersten die rausgeführt wurden war der sterbende alte Mann der im Laster neben mir gesessen hatte. Ich sah ihn nie wieder. Dann waren wir an der Reihe vom medizisch ausgebildeten Personal untersucht zu werden. Ich hatte blaue Flecken auf Brust, Rücken, Schultern, Fingern, Oberschenkeln, Waden uns Schienbeinen. Der Doktor empfahl mir den Oberkörper und Rippen röntgen zu lassen da ich Probleme bei der Atmung hatte, was mir nie zuvor passiert war. Die Schwester, die Notizen machte und der Arzt, der mich untersuchte, waren mir und meinen Wunden gegenüber völlig gleichgültig. Ich verließ die Krankenstation um auf Cristina, María, Samantha und Mario zu warten, die noch werden sollten. Als die pseudomedizinische Untersuchung vorbei waren brachten sie uns in einen Raum und nahmen unsere Aussagen auf. Merkwürdigerweise erschien ein Anwalt von wer weiß wo und empfahl uns keine Aussagen zu machen, im Gegensatz zu den Leuten die uns gegenüber hinter den Schreibmaschinen saßen. „Es ist OK wenn du kein Statement abgeben willst, dazu hast du das Recht. Aber es wäre gut für dich wenn du berichtest was dir passiert ist,“ sagte mir eine Anwältin. Während wir unsere Aussagen machten erschienen ganz viele Männer mit Krawatten und fragten uns freundlich und scherzhaft wie und warum wir nach Atenco gekommen waren und ob wir nicht wüssten wie gefährlich die Leute dort wären. Es hatte angefangen zu regnen und man brachte uns zurück in die Caféteria, mit dem Rest der Gefangenen. Sie forderten uns auf uns hinzusetzen und verbaten uns den Kontakt mit den mexikanischen Gefangenen. Wenn wir auf Toilette gehen wollten mussten wir um Erlaubnis fragen. Menschenrechtler kamen, nahmen Aussagen auf und machten Bilder unserer Verletzungen. Sie nahmen unsere Aussagen mechanisch und leidenschaftslos entgegen. Unsere Fingerabdrücke wurden genommen. Sie machten Bilder von uns, von beiden Seiten und frontal. Sie sagten uns, dass dies nicht zum erstellen einer Akte sei, sondern dass dies notwendige Systemabläufe waren, dass wir morgen früh gehen könnten und dass sie uns deshalb vorher noch registrieren müssten. Das Abendessen bestand aus einer Tasse Kaffee und einer Packung Kekse. Es muss Mitternacht gewesen sein als ich mich auf die harte Holzpritsche legte und versuchte etwas zu schlafen. Es war unmöglich…es war kalt und ich hatte keine Decke. Auf der „Männerseite“ nahm ein Mann mit Dreadlocks meine Frustration darüber nicht schlafen zu können war und wir begannen mit Gesten und Handzeichen quer durch den Raum zu kommunizieren. Währenddessen erschien eine Wache und rief die Namen von den fünf Ausländer auf. Wir standen auf, sagten den anderen Gefangenen schnell auf Wiedersehen und gingen. Sie brachten uns in das Registrationsbüro. Sie gaben uns unsere paar Habseeligkeiten wieder, brachten uns zu einem Pick- Up und sagten uns er würden uns in das Immigrationsbüro nach Toluca bringen. Sie sagten mir Sie würden mir folgen, sie würden mich nicht allein lassen. Meine Tante Mónica gab mir einen Briefumschlag mit meinen Immigranten- Papieren und María Novaro, meine Lehrerin und Mutter in Mexiko gab mir eine Jacke gegen die Kälte. Ich stieg in den Bus, die Türen schlossen sich und wir düsten ins Dunkel. Wir hielten an einem Büro in Toluca um einen Anwalt abzuholen und wurden dann in das Büro für schwierige Immigranten- Fälle in Mexiko Stadt gebracht. Es muss ungefähr 3:00 Uhr nachts gewesen sein als wir an dem Immigrationsbüro ankamen. Dort begutachtete ein wieder völlig desinteressierter Arzt meine Verletzungen. Wir schliefen ein wenig weil wir am Büro angekommen waren bevor es öffnete. Um 7 Uhr morgens brachte uns ein Angestellter Müsli und Milch. Dann nahmen sie meine Aussage in einem Interview auf, in dem sie mich nicht nur nach meinen persönlichen Daten fragten sondern auch Fragen stellten wie „Sind Sie mit der EZLN vertraut? Waren Sie in der Universitäts- Stadt (Der Campus der National Universität [UNAM])? Beteiligst du dich beim World Water Forum ? Hast du andere ausländische Gefangene getroffen?“ und so weiter. Ich unterschrieb die Erklärung die sie meinen anderen Immigrationspapieren beifügten, welche einen Brief meiner Universität, einen Brief meiner Lehrerin María Novaro, meinen Reispass, meinen Personalausweis und meinen internationalen Studentenausweis beinhalteten. In dem Moment erhielt ich einen Anruf von der chilenischen Botschaft in Mexiko und ich wurde nach Name, Ausweisnummer und in Mexiko lebenden Verwandten gefragt. Der Botschafter informierte mich darüber, dass aufpassen, dass das ganze Prozedere sich im Rahmen der legalen Richtlinien abspiele alles sei, was er tun könne. Ich ging zurück um meine Aussage fortzuführen und die Aussagen über die EZLN, Subcomandante Marcos und Atenco zu wiederholen. Zur gleichen Zeit erreichten meine Familie und meine Freunde das Büro aber es wurde mir nicht erlaubt mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Ich versuchte es mit Gesten und Handzeichen aber noch nicht mal dies durfte ich. Sie brachten mich in einen Raum mit drei Männern die sagten, dass sie mir helfen wollen. Sie machten Fotos von mir, frontal und von beiden Seiten und nahmen jeden Moment des Gesprächs auf. Sie fragten mich nach meinem Namen, ob ich Decknamen hätte, ob ich mit der EZLN vertraut sei, ob ich im Lacandonischen Dschungel gewesen sei; Sie fragten nach Namen von Personen die meinen Hintergrund kannten und bestätigen konnten und welche Art von Dokumentationen ich gerne machte. Sie sagten mir das „meine Freundin América de Valle“ besorgt um mich gewesen sei weil sie mich auf der Flucht verloren hatte. Erst als ich wieder in Chile war fand ich heraus, dass diese Frau eine der Anführerrinnen war nach der die Polizei in Atenco gesucht hatte. Als die Befragung vorbei war nahmen sie meine Fingerabdrücke mit einer hochentwickelten Maschine und speicherten sie im Computer. Sie brachten mich in einen anderen Raum wo schon drei Besucher von der Menschenrechtskommission warteten. Als die beiden spanischen Frauen und ich erzählten was wir erlebt hatten empfahlen sie uns dringend einen Anwalt einzuschalten der uns vor möglicher Abschiebung zu schützen. Die Stimmung war angespannt. Deshalb fragte ich einen der Menschenrechtler nach einem Zettel und einem Stift um einen Nachricht mit „Ein Anwalt“ zu schreiben welchen ich meinen Freunden ans Fenster hielt. In dem Moment betrat ein Anwalt vom Immigrationsbüro den Raum und sagte: „brauchst du einen Anwalt? Ich bin Anwalt; Was ist dein Problem?“ Ich sagte ihr, dass ich eine Protektionsanordnung einrichten wolle. Sie sagte mir, dass das unklug wäre weil ich dann auf der Immigrantenbehörde bleiben müsste -1 Monat- , und dass wir höchstwahrscheinlich eh bald freigelassen werden würden. Die Besucher von der Menschenrechtsbehörde stritten mit ihr und forderten mich mit einem von meinen Freunden sprechen zu lassen, der draußen wartete. Der Anwalt willigte ein und ich durfte fünf Minuten mit Berenice sprechen. Ich sagte ihr, dass sie eine Personenschutzverfahren einleiten sollte aber sie sagte mir, dass dies schon in die Wege geleitet sei. Ich musste mich plötzlich verabschieden weil sie mich zu einer medizinischen Untersuchung bringen wollten, der zweiten seit ich in diesem Büro war. Als ich von der medizinischen Station kam sah ich eine der Frauen von den Menschenrechtlern und bat sie einem meiner Freunde draußen zu sagen, dass ich woanders hingebracht werden würde. Ich fragte einen der Anwälte wo ich hingebracht werden sollte- in das Haupt- Immigrationsbüro war die Antwort. Sie ließen mich nicht weiter mit ihm reden; Ich wurde zu einem Privatwagen gebracht in dem Mario, ein anderer Chilene, bereits wartete. Ich stieg in das Auto, gefolgt von drei Polizisten. Die Türen wurden geschlossen und einer der Polizeibeamten bat den Fahrer alle Fenster zu schließen. Wir fuhren mit mehr als 100km/h über den Highway, mitten durch den dröhnenden Verkehr. Ich fragte mich wo wir wohl hinfuhren, aber fand keine Antwort. Auf dem Weg fiel mir plötzlich auf, dass wir Richtung Flughafen fuhren und das zwei Autos vor uns warn: eins mit Samantha aus Deutschland und ein weiteres mit María und Cristina aus Spanien. Der Tatsache gegenüber dass ich wahrscheinlich jeden Moment des Landes verwiesen wurde, konnte ich nichts anderes machen als meine Augen zu schließe, die Zähne zusammenzubeißen und zu denken: Nur eine weitere Verletzung. Wir erreichten den Flughafen gegen 18:00 Uhr. Sie holten uns aus den Autos und brachten uns in Gewahrsam in einen komplett weißen Raum, wo sie uns für über eine Stunde festhielten. Dann brachten sie uns, unter Gewahrsam, in einen der Warteräume im Flughafen. Das erste Flugzeug das startete was Samanthas’. Wir warteten weiter und ich konnte nur noch weinen. Ich fühlte mich krank. Ich stand auf und versuchte im Gang umherzugehen. Ein Wächter kam und sagte mir ich solle mich hinsetzen. „Ich fühl mich nicht gut“ sagte ich, „Ich will nicht fliehen, bitte lassen sie mich umherlaufen.“ Ich weinte weiter und ein Polizist kam und sagte: „Sei nicht so. Deine Einstellung ist wenig hilfreich. Wenn es dich tröstet lass mich die sagen, dass du nicht abgeschoben wirst sondern nur ausgewiesen; du kannst wiederkommen, wann immer du willst. Fälschlicher Weise beruhigten mich ihre Worte. Sie brachten uns an eine Bar wo wir ein paar Zigaretten rauchen konnten, weil alle emotional sehr geladen waren. Der Lan Chile Flug, der voraussichtlich um 23:00 Uhr starten sollte wurde aufgerufen. Sie riefen Mario und mich an Bord. Wir sagten María und Cristina mit vielen Umarmungen auf Wiedersehen und reihten uns für das Boarding ein. Im Flugzeug kam einer der Passagiere und händigte mir Briefe aus die meine Freunde gesendet hatten um alles in ihrer Macht stehenden zu tun um die ungerechte Abschiebung zu verhindern. Tränen liefen mir die Wangen runter; ich weinte weil ich wusste, dass ich nicht allein war. Die Wächterin der neben mir saß fragte mich was passiert sei. Ich erzählte ihr, dass ich 11 Jahre lang in Mexiko gelebt hatte, dass mein Leben dort war, dass niemand mir bis jetzt gesagt hatte worum es ging, dass der gesamte Ablauf illegal gewesen war, dass ich von der Polizei geschlagen und missbraucht worden war. Sie sagte mir, dass ihr erst 30 Minuten vorher gesagt wurde, dass sie nach Chile fliegen soll. Sie sagte man hätte ihr gar nichts gesagt, aber dass sie Unstimmigkeiten in den Abläufen bemerkt hatte. Da Leute die ausgewiesen werden sollten normalerweise für einen Monat in der Immigrantenbehörde blieben, musste ihr Fall höheren Anordnungen gefolgt sein. Schließlich gewann ich doch noch ein wenig Klarheit in meinem Abschiebungsfall und wir begannen zu reden; ich erzählte ihr welche Plätze sie während ihres kurzen Aufenthalt in Santiago auf jeden Fall besuchen musste. Die Erschöpfung und das Gefühl von Kraftlosigkeit waren zu stark. Ich schlief. Als ich aufwachte flogen wir gerade über die Anden. Wir landeten. Wir wurden in das internationale Polizeibüro gebracht wo wir unsere Erklärungen machten warum wir ausgewiesen wurden. Schluchzen, Küsse, Umarmungen. Wir fuhren ins Krankenhaus um meine Verletzungen zu Protokoll nehmen zu lassen und veranlassten dann schnell eine Pressekonferenz für Radio und Fernsehen in welcher wir die Illegalität unserer Ausweisung und die Gewalttätigkeit der Polizei betonten, der wir ausgesetzt waren. 2.- Nachdem ich euch das alles erzählt habe möchte ich noch einmal Entrüstung, meinen Ärger und meine gesamte Position klar formulieren:
3.- Mit diesen gegeben Informationen arbeiten wir mit unseren Anwälten an folgenden Zielen:
Ich sage Nein zu Vergewaltigung, Nein zu der Behandlung von Männern und Frauen wie Gegenstände! Nein zu Brutalität und Gewalt! Nein zu der Rechtfertigung von Gewalt! Valentina Palma Novoa Weitere Artikel vom Anderen Journalismus an der Seite der Anderen Kampagne Read this article in English For more Narco News, click here.
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