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Narco News Issue #39

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San Blas, Oaxaca, sagt „Ya basta!“

Dreizehn Monate nach der Erstürmung des Rathauses durch die Bürger der Stadt kommt Subcomandante Marcos zu Besuch


Von Michael Kummer
Der Andere Journalismus an der Seite der Anderen Kampagne in Oaxaca, Mexiko

6. Februar 2006

Nach zwölf Jahren Einparteienherrschaft unter der Führung von Agustina Acevedo Gutierrez hatte die Bevölkerung von San Blas Atempa genug. Am 1. Januar 2005 jagten sie die Bürgermeisterin mit Stöcken, Steinen, Benzin und Feuer aus dem Rathaus.

Dreizehn Monate später befindet sich das Rathaus immer noch unter der Kontrolle der Rebellen, während die offizielle Verwaltung, die weiterhin Mittel vom Staat und vom Bund erhält, mit einem anderen Gebäude als Exil vorlieb nehmen muss. Die Ex-Bürgermeisterin, die jetzt im Parlament des Bundesstaates sitzt, versucht nachwievor die Lage wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Auf Einladung der kämpferischen Bewohner von San Blas Atempa macht Subcomandante Marcos – zur Zeit als Delegado Zero (Delegierter Null) der Zapatisten auf einer sechsmonatigen Tour durch ganz Mexiko – hier Station, inmitten einer höchst unsicheren Lage.

Am Abend des Neujahrstages 2005 erhoben sich die die Einwohner von San Blas Atempa. Acevedos von ihr selbst ausgewählter Nachfolger sollte an jenem Tag in sein Amt eingeführt werden und deshalb hatte sie beschlossen, ihre letzte Nacht als Bürgermeisterin im Rathaus zu verbringen. Die Frau, die im Ort „La Tina aguada“ (was in der Sprache der ortsansässigen Zapoteken „Tina, die nicht von hier ist“ bedeutet, aber auf Spanisch klingt wie „die Wanne, die schon mit Wasser gefüllt ist“) genannt wird, erschien am nächsten Morgen auf dem Balkon und demonstrierte auf arrogante Weise ihre Macht. Der bereits brodelnden Menge, die sich versammelt hatte streckte sie nach Berichten der Einwohner die Zunge heraus. Um ihrem Lakaien den Posten des Bürgermeisters zu verschaffen, hatte sie das Wahlrecht des Bundesstaates umgangen. Legitimiert durch eine „öffentliche Versammlung“ an der die von ihr kontrollierte Polizei nur ihre Anhänger teilnehmen ließ, vergab sie das Amt einfach per Erlass. Das konnten ihr Leute nicht verzeihen.

Als Tina die Leute im Laufe des tages auch noch offen vom Balkon des Rathauses verhöhnte, flogen die ersten Steine und Ziegel. Ihre persönlichen Sicherheitskräfte eröffneten daraufhin mit Kalschnikows das Feuer auf die Menge. Vier der dabei Verwundete und der Mann, der sie ins Krankenhaus brachte wurden später verhaftet und befinden sich noch heute als politische Gefangene in Haft.

Die Antwort der Leute ließ nich lange auf sich warten: Zuerst steckten sie die Wagen der Beamten in Brand, die um das Rathaus herum parkten. Dann schütteten einige Benzin auf den Boden des Gebäudes und zündeten es an. Die Flammen bahnten sich ihren Weg die Treppen hinauf. (Eine Augenzeugin schilderte dem Anderen Journalismus die Situation so: „Sie entkam, ihr Haare und ihre Kleidung durchtränkt mit Benzin, aber erst nachdem sie um ihr Leben gefleht hatte. Die Bauern sagten ihr, dass sie bei lebendigem Leib verbrannt würde. Dann behaupteten sie, dass sie keine Streichhölzer hätten und ließen sie weglaufen.“)

An diesem gewalttätigen Abend wurde das Rathaus zum „Autonomen Gemeindezentrum“. Genauso wie die Zapatisten aus Chiapas bezeichnen nun die Bauern aus San Blas Atempa (17.000 Einwohner) ihre Regierung, die auch ohne finanzielle Mittel von oben agieren kann. „Wir haben auf den verschiedenenen Ebenen um Anerkennung gekämpft, aber unsere Anträge werden nicht beachtet,“ sagt Dr. Francisco Salud Acevedo während des Besuchs des Anderen Journalismus am 4. Februar. Er ist einer von 72 Einwohnern von San Blas, gegen die Haftbefehl erlassen wurde aufgrund der stürmischen Ereignisse.

„Wir haben die regionalen und bundesstaatlichen Behörden um Hilfe ersucht“, erklärt Dr. Salud – was übersetzt Dr. Geundheit heißt, „aber niemand hat uns angehört.“

Unterdessen wachen die Einwohner gegenseitig über sich und das Rathaus. „Jeder von uns gibt soviel wie er kann und wir kommen so oft hierher wie wir können“, erklärte einer der Bauern während seiner Schicht.

„Señora Agustina Acevedo Gutierrez zahlte uns für gewöhnlich 500 Pesos für den Fall, dass wir ihrer Partei beitraten und ihr unsere Stimme gaben. Aber nach so langer Zeit war es wirklich genug und viele von uns begannen andere Kandidaten zu wählen“, erläuterte eine Frau, die wir auf dem lokalen Markt interviewten.

Bis heute sitzen Alfredo Jimenez Henestrosa, Feliciano Jimenez Lopez, Jorge Reyes Ramirez and Roberto Ortiz Acevedo im Gefängnis. „Sie wurden ins Krankenhaus von Salina Cruz und von da ins Krankenhaus von Oaxaca Stadt gebracht. Der nächste Transport brachte sie dann ins Gefängnis von Tehuantepec. Jose Luis Sanchez, unser Mitstreiter, der mit ihnen ging, wurde ebenfalls eingesperrt“, sagte eine Verwandte eines der politischen Häftlinge.

„Zum Glück haben wir sie nicht umgebracht“, sagte eine Einwohnerin in einem traditionellen zapotekischen huipil (eine Bluse), „denn das hätte uns zu Mördern gemacht. Wir sind keine Mörder, wir sind einfache Leute, die ihre Rechte einfordern.“

In diesen Stunden vor der Ankunft des zapatistischen Subcomandante Marcos veröffentlicht der Andere Journalismus die Worte, der aufständischen Kräfte von San Blas Atempa direkt und unzensiert: die Worte des Autonomen Volksrathauses, Ihren Journalisten und der Öffentlichkeit bekanntgegeben am letzten Sonnabend.

Fortsetzung folgt …

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