The Narco News Bulletin |
August 15, 2018 | Issue #43 |
narconews.com - Reporting on the Drug War and Democracy from Latin America |
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In dem kollektiven Herz, das wir Zapatistas sind, wissen wir nicht genau, wie unser Wort der Sexta bei Euch angekommen ist. Das, was wir wohl wissen, ist, dass es dort war, an seinem Ort, mit seiner Geschichte und innerhalb seines Kampfes, dass Ihr auf die Einladung zur Sexta und das, was wir später unter uns als die Otra Campaña [dt.: Andere Kampagne] kennengelernt haben, mit einem „Ja" geantwortet habt. Es ist im Herz jedes/jeder Einzelnen, manchmal individuell, manchmal kollektiv, als indigenes Volk, als politische oder soziale Organisation, als NGO, als Kollektiv, als Gruppe, als Individuum, wo entschieden wurde, diesen Schritt in Angriff zu nehmen, der inzwischen nicht mehr nur zapatistisch ist, sondern von vielen, von allen, die wir dabei sind.
Im vergangenen Jahr, seit jenem Plenum im Caracol von La Garrucha (16. September 2005) bis zu den heutigen unruhigen Tagen, haben wir gesehen, dass einige gehen, dass andere bleiben, dass einige mehr sich annähern, dass einige arbeiten, dass einige lediglich „herumnerven" und das Vorwärtskommen behindern, dass einige - die meisten - dieses Projekt zu dem ihren gemacht haben. Dieses Auf und Ab hat nicht nur „Lärm" innerhalb der Otra [Die Andere Kampagne] provoziert, sondern hat ihr Gesicht, ihr Wort und ihren Weg noch diffuser gemacht.
Als Zapatistas denken wir, dass dieses Jahr, das vergangen ist, gut dazu gedient hat, uns kennenzulernen. Und auch dazu, zu wissen, wer sich annähert oder wer sich angenähert hat, nur um daraus politischen Nutzen zu ziehen. Manchmal, um zu versuchen, einen angeblichen „medialen" Effekt der EZLN zu kapitalisieren, manchmal, um zu versuchen, die Otra zu hegemonisieren, manchmal, um sie zu einer Politik der Allianzen zu führen, die ihnen nutzen würde, manchmal, um zu schauen, worum es sich handelt und später auf die andere Seite zu wechseln und weiter zu schauen, manchmal, um zu versuchen, sie gemäß ihrer Idee zu homogenisieren.
Wir glauben, dass dies - außer durch unsere Fehler (einige davon haben wir erkannt und benannt, plus die, die Ihr hinzufügen werdet) - dadurch begünstigt wurde, dass die Otra eine große Dosis Unbestimmtheit mit sich trägt.
Was am Anfang eine Tugend war, denn es wurde erreicht, eine breite Palette der besten Kräfte der nationalen antikapitalistischen Bewegung zusammenzurufen, fängt jetzt an, sich in Ballast zu wandeln.
Obwohl sie fundamental sind, sind die Basisdefinitionen der Otra zu allgemein, vor allem in dem Bereich, der sich auf die organisatorische Struktur bezieht, auf die Politik der Allianzen, auf den Ort der Unterschiedlichkeiten, und wer aufgerufen ist und wer nicht.
Außerdem ist es nach dem, was wir während unserer Reise und auf den verschiedenen Plena und Versammlungen gesehen und gehört haben, notwendig, dazu Stellung zu beziehen, ob die aktuellen Charakteristiken vollständig sind oder nicht. Um nur ein Beispiel zu nennen, an nicht wenigen Orten wurde darauf hingewiesen, dass die Otra den antipatriarchalen Aspekt als ein grundsätzliches Charakteristikum einbeziehen solle.
Ein anderes schweres und dringendes Problem ist, dass wir nicht das Wie definiert haben, wie die Entscheidungen in der Otra als Bewegung getroffen werden. So wird manchmal eine persönliche, eine gruppenbezogene oder organisationsbezogene Position (die EZLN eingeschlossen) so präsentiert, als sei es die Position der gesamten Otra.
In den Reflektionen, die wir Euch hier präsentiert haben, haben wir bereits erklärt, dass wir die Otra als notwendig begriffen haben, für eine zukünftige Zeit und dass wir also ein bisschen Zeit hatten, um ins kennenzulernen, anzupassen und zu definieren.
Wie wir ebenfalls schon dargelegt haben, denken wir, dass die Zeit der Krise der Politik von Oben, in der eine linke antikapitalistische Alternative notwendig ist, bereits gekommen ist. Obwohl die Tiefe der Krise der Politik von oben klar ist, wissen wir Zapatistas gut, dass, wenn es keine Alternative von unten gibt, die von Oben schließlich Vereinbarungen finden und sich eine neue Atempause geben.
Wir glauben, dass die Stunde der Otra, die Stunde der Niemande, die wir sind, gekommen ist.
Dass wir bereits mit dem direkten Kontaktaufnahme zu allen von unten, mit unserer Bevölkerung, anfangen müssen; und bereits beginnen müssen, mit ihnen einen nationales Kampfprogramm aufzubauen.
Nicht mehr nur sich kennenlernen und unter sich die Widerstände bekanntmachen und vernetzen, die es in unserem Land gegen das kapitalistische System gibt, sondern uns bereits um diesen Plan herum zu organisieren, seinen Inhalt, seine Ziele und die Schritte und die Art und Weise, ihn zu erfüllen.
Aber wir haben noch immer kein eigenes Gesicht als Otra. Wir denken, dass es bereits Zeit ist, es unter uns allen gemeinsam zu erstellen. Und dass es Zeit ist, dass diejenigen, die sich nicht damit identifizieren, was das mehrheitliche Denken der Otra ist, gehen sollen, und dass die bleiben und kommen sollen, die sich in diesem kollektiven Gesicht, das wir aufbauen werden, erkennen.
Wir glauben also, dass die Stunde der Definitionen gekommen ist, die noch unerledigt geblieben sind.
Die, die wir als die wesentlichen empfinden, sind in den so genannten 6 Punkten enthalten: die Charakteristiken der Otra; wer aufgerufen ist und wer nicht; die organisatorische Struktur (der Mechanismus oder die Art der Entscheidungsfindung eingeschlossen); der Ort der Unterschiede, die Politik der Allianzen, und die unmittelbaren Aufgaben.
Diese Fragen haben wir in den Vorbereitungsversammlungen entdeckt und auf der ersten Vollversammlung haben wir vorgeschlagen, dass sie von allen AnhängerInnen diskutiert und entschieden werden. Aber es wurde weder ein Datum gesetzt noch wurde festgelegt, wie die Stimme jedes/jeder Einzelnen zu diesen Angelegenheiten berücksichtigt werden kann.
Und die Berücksichtigung aller ist etwas, das uns von anderen Vorschlägen, Projekten oder politischen Bewegungen unterscheidet.
Ein Jahr lang sind wir mit der Diskussion dieser 6 Punkt mehr oder weniger vorwärtsgekommen. Wir denken, dass wir nun diese Etappe abschließen müssen, jede/r eine Position bezieht und wir eine Definition als Otra annehmen.
D.h., bereits als Otra auf die Fragen zu antworten: Wer sind wir? Wo sind wir? Wie sehen wir die Welt? Wie sehen wir unser Land? Was wollen wir tun? Wie werden wir das tun?
Wegen all dem, was wir jetzt sagen und wegen dem, was wir in diesem Jahr gesehen, gehört und gesagt haben, schlagen wir Euch vor:
Dies ist unser Vorschlag, Compañeras und Compañeros der Otra Campaña
Für das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee - Generalkommandantur der Zapatistischen Armee zu nationalen Befreiung.
Comisión Sexta der EZLN.
Comandanta Grabiela (delegada uno).
Comandante Zebedeo (delegado dos).
Comandanta Miriam (delegada tres).
Compañera Gema (delegada cuatro).
Comandanta Hortensia (delegada cinco).
Comandante David (delegado seis).
Comandante Tacho (delegado siete).
Subcomandante I. Marcos (delegado zero).
Mexiko, September 2006.